Portabel-Rucksack für Einsteiger und OVs
Die ewige Frage nach dem richtigen Portabel-Setup – jetzt ein für alle mal geklärt mit diesem Artikel!
Natürlich nicht, denn das ist vermutlich unmöglich. "Es kommt darauf an" passt schon eher, hilft aber gerade Einsteigern oft nicht weiter. Mit diesem Artikel wollen wir eine Empfehlungen für ein einfaches, universelles, leistungsstarkes und einsteigerfreundliches Portabel-Setup geben, das in einen Rucksack passt.
Gedacht ist dieser Artikel für Einsteiger und für Ortsverbände, die mit dem Gedanken spielen, einen Portabelrucksack zum Verleihen an die Mitglieder zusammenzustellen. Unsere Empfehlungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit sondern spiegeln unsere Erfahrung im Bereich Portabelbetrieb und Ausbildungsbetrieb wieder. Unser Ziel ist es, euch eine solide Ausstattungsempfehlung zu geben, die zuverlässig und frustfrei funktioniert und euch dadurch jahrelange Freude beim Kurzwellenbetrieb bereitet. Der Fokus liegt hierbei auf dem SSB-Kurzwellenbetrieb auf den Bändern 40/20/15/10m. Es werden nur Geräte empfohlen, die zum Zeitpunkt des Erscheinen dieses Artikels noch in Produktion und gut verfügbar waren. Der Artikel wird regelmäßig aktualisiert und spiegelt somit immer unseren aktuellen Kenntnisstand wider.
Transceiver
Fangen wir mit der kostspieligsten Komponente an, dem Funkgerät. Die Auswahl ist gigantisch und durch moderne SDR-Technologien ist die Feature-Anzahl in den letzten Jahren enorm gestiegen. Trotzdem ist unsere Empfehlung klar das Yaesu FT-891, das auf den ersten Blick etwas Feature-arm wirkt im Vergleich zu anderen Geräten, die mit Wasserfall, USB-Soundkarte und Co. glänzen.
Warum das FT-891? Kurz: Leistung und Qualität überzeugen. Das Funkgerät ist ein ausgereiftes Arbeitstier, das tagein, tagaus einfach gut funktioniert. Die Empfängerleistung ist hervorragend. Die Verarbeitung des Geräts ist ausgezeichnet. Aber vor allem: Mit 100 W Sendeleistung bringt es auch für schwierige Band- oder Antennen-Situationen genug Leistung mit, um zuverlässig Funkverbindungen herzustellen. Aktuell ist uns kein vergleichbares Gerät dieser Leistungsklasse bekannt. Der Formfaktor und die Möglichkeit, das Display abgesetzt zu betreiben, bieten interessante Einsatzszenarien beim Portabelbetrieb.
Zugegeben, die Stromaufnahme im Empfangsbetrieb ist etwas hoch (lässt sich durch das Abdunkeln von Display und Tasten um 100 mA senken!) aber wir zielen mit unserer Empfehlung auch nicht auf einen Dauerbetrieb im Freien ab.
Zwei Budget-Optionen, die nicht verschwiegen werden sollen:
- Xiegu G90: solides Gerät, 20 W Sendeleistung. Sehr kleines Display und etwas "eigen" in der Bedienung.
- Xiegu X6100: 5/10 W Sendeleistung (interner/externer Akku), tolles großes Display. Hat deutliche Pfeif-Stellen und tlw. unausgereifte Software.
Beides schöne Geräte, die viele von den Draußenfunkern auch erfolgreich einsetzen. Aufgrund der geringen Sendeleistung kann es aber oftmals schwierig sein, die gewünschten Erfolge zu erzielen. Da bei diesem Artikel ein wichtiger Faktor der frustfreie Betrieb ist, ist unsere klare Empfehlung daher das Yaesu FT-891 mit 100 W Sendeleistung und einer hohen Gerätequalität.
Antennen
Um es direkt auf den Punkt zu bringen: Selbstbau!
- DIY Draussenfunker 1/4 Wellen Teleskop Vertikalantenne
- DIY EFHW (Endgespeiste Halbwellenantenne) mit 1:49-Übertrager (ugs. UnUn) und 20 m Antennendraht für die Bänder 40/20/15/10m
Dies ist keine Entweder-Oder-Empfehlung. Beide Antenne gehören für uns einfach dazu. Der jeweilige OP muss selbst entscheiden, ob er jedes Mal beide mitnimmt. Die Auswahl sollte aber vorhanden sein.
Beide Antennenarten können einfach und kostengünstig selbstgebaut werden. Für Ortsverbände ist dies gleich eine tolle Möglichkeit für ein gemeinsames Bastelwochenende. Einsteiger, mit Interesse an einer gemeinsamen Bastelaktion, melden sich einfach bei uns im Discord .
1/4 Wave Vertical
Die Viertelwelle zeichnet insbesondere ihr kleiner "Fußabdruck" aus. Es findet sich immer eine Ecke, wo diese Antenne aufgestellt werden kann. Mit ihrem flachen Abstrahlwinkel ist sie eine sehr gute DX-Antenne. Die Antenne kann aus einer Vielzahl an Materialien und verfügbaren Resten gebaut werden. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
End-Fed-Half-Wave
Die EFHW ist eine zuverlässige Antenne, die relativ tolerant gegenüber verschiedenen Aufbauarten ist. Vertikal, schräg oder notfalls provisorisch ins Gebüsch gehängt – diese Antenne funktioniert immer ausreichend gut, um Erfolge beim Portabelbetrieb zu haben. Auch kann beim Bau sehr gut auf bereits vorhandene Materialien zurückgegriffen werden. Als sinnvolles Zubehör haben sich die folgenden Dinge erwiesen: kleines Wurfgewicht und 15 m Schnur, leichte Alu-Zeltheringe, Abspannleinen und lange Klett-Kabelbinder zur Montage am Baum.
Beide Antennen sind, richtig aufgebaut und abgestimmt, resonant und sehr effizient. Das heißt, es kann auf einen zusätzlichen Antennentuner verzichtet werden, was wiederum die Komplexität unserer Aktivitäten reduziert.
Kabel
Beim Kabel halten wir es klassisch: 15 m RG-58 mit eingebauter Mantelwellensperre (Choke), basierend auf einem 61 mm WÜRTH Ferritkern (WUE 74270191). Die zehn Wicklungen auf dem Kern verbrauchen ca. einen Meter Kabel. Die effektive Länge des Kabels beträgt somit 14 m. Die Mantelwellensperre befindet sich ca. 2 m von einem Ende des Kabels entfernt.
Das Kabel kann für die Vertikalantenne mit der Mantelwellensperre in Richtung Antenne eingesetzt werden. Beim Einsatz mit der EFHW kann - je nach Aufbauort - mit der Position des Chokes auf Antennen- oder Funkgerätseite experimentiert werden. Der Teil des Koaxkabel zwischen Antenne und Mantelwellensperre dient dabei jeweils als Gegengewicht unterschiedlicher Länge.
Warum "nur" RG-58? Weil es reicht und günstig ist. Bei dieser Länge sind die Verluste im Kabel vernachlässigbar. RG-58 ist gut verfügbar und kann in 100 m Rollen sehr günstig beschafft werden, so dass genug für spätere Bastelaktionen über bleibt oder eine Gruppe von Funkamateuren gemeinsam ihre Kabel bauen kann. Insbesondere hat sich aber gezeigt: wo ein Kabel liegt, steht bald ein Mensch. Beim Draußenfunken scheinen Kabel andere Menschen magisch an zu ziehen. Nicht selten bleibt einer genau auf dem Kabel stehen. Sehr ärgerlich, wenn es das teure Messi & Paoloni-Koax ist. Deutlich weniger ärgerlich, wenn's das RG-58 ist.
Akku
Ein moderner, leistungsfähiger und vor allem sicherer Akku ist ein wichtiger Bestandteil beim Portabelbetrieb. Die Zeit von schweren Bleiakkus ist längst vorbei, auch wenn diese, insbesondere aufgrund der günstigen Preises, immer noch häufig empfohlen werden. LiIon- und LiPo-Akkus haben mit ihrer hohen Energiedichte und dem geringen Gewicht jedoch die Nase deutlich vorn. Ein entscheidender Nachteil bei diesen Akkus ist allerdings die hohe Brandgefahr bei falscher Verwendung oder Beschädigung.
Deutlich sicherer, bei gleichzeitig hoher Energiedichte und geringem Gewich, sind LiFePo4-Akkus. Ein Brand - ausgelöst durch Beschädigungen oder Falschnutzung - ist nahezu ausgeschlossen, was sich in vielen YouTube-Videos eindrucksvoll im Vergleich zu LiIon-Akkus zeigt. In den letzten Jahren hat das Angebot an LiFePo4-Akkus stark zugenommen. Nicht alle Akkus sind aber von hoher Qualität oder haben integrierte Schutzschaltungen, die vor Über- oder Tiefentladung schützen.
Als der Standard im Amateurfunk haben sich mittlerweile die hochwertigen Akkus von Eremit etabliert. Insbesondere die 6 Ah-Modelle, die oftmals zu zwei Blöcken parallel geschaltet (12 Ah) zum Einsatz kommen, sind bei vielen Draußenfunkern zu finden.
Unsere Empfehlungen:
Im ABS-Gehäuse hält der Akku auch mal einen etwas raueren Umgang aus und ist ausreichend spritzwasserschützt. Der Akku hat die notwendigen Schutzschaltungen und kann daher eigentlich kaum versehentlich zerstört werden. PowerPole-Anschlüsse haben sich im Amateurfunk für Verbindungen im Bereich der Stromversorgung etabliert und können direkt angecrimpt mitbestellt werden. Das passendes Steckerladegerät lädt den Akku mit 1 A in circa zwölf Stunden, ist günstig, sehr leicht und kompakt. Der Akku kann aber auch mit jedem anderen Ladegerät, das eine Spannung zwischen 14 V und 30 V liefert, geladen werden. Das integrierte BMS steuert den Ladevorgang und schaltet automatisch ab, sobald der Akku vollständig geladen ist.
Antennenanalyzer
Beim Antennenanalyzer haben wir zwei Empfehlungen:
- Rigexpert Stick 230 als robuste Longlife-Option
- NanoVNA als Budget-Option
Der Rigexpert spielt in Funktion und Qualität in der Oberliga mit. Klare Vorteile des Sticks: Das E-Paper-Display ist auch im Sonnenlicht perfekt lesbar. Die Bluetooth-Funktion ermöglicht eine tolle Erweiterung durch die App auf einem Smartphone, Tablet oder dem PC. Der eingebaute 18650 LiIon-Akku hält 60 Stunden. Aber wir müssen zugeben, dass >300 Euro für einen Antennenanalyzer für einen Portabelrucksack zu rechtfertigen nicht ganz leicht fällt. Als sinnvolles Zubehör zum Stick hat sich ein Reiseetui für elektrische Zahnbürsten erwiesen. Es schützt den Analyzer und nimmt Anleitung, USB-Kabel, Lanyard und Adapter auf.
Als Budget-Option für rund 60 bis 80 Euro (je nach aktuellem Wechselkurs und Anbieter) sei daher der NanoVNA als gute Alternative genannt. Mit dem Gerät dürften sich viele OPs bereits auskennen und auch bei gemeinsamen Bastelaktionen ist der NanoVNA extrem hilfreich. Das Gerät ist nach kurzer Einweisung leicht zu bedienen. Zwei Nachteile, bei denen man einen Workaround braucht: draußen ist das Display schwer ablesbar, insbesondere bei Sonnenlicht. Und die SMA-Anschlüsse sind mechanisch nicht sehr belastbar. Hier empfiehlt es sich, ein Pigtail SMA-auf-PL-Buchse zu verwenden und damit etwas Stress von den Anschlüssen zu nehmen.
Rucksäcke und Taschen
Jeder ausreichend große Rucksack wird funktionieren. Einen klaren Favoriten haben wir nicht und eine Vielzahl an Rucksäcken ist bei den Draußenfunkern im Einsatz. Ein paar Dinge, die man unserer Erfahrung nach bei der Auswahl abwägen sollte:
- "taktische" Rücksäcke bieten mit Molle-Schlaufen eine einfache Möglichkeit, weiteres Equipment zu befestigen.
- Rucksäcke mit weiteren Innen- und Außenfächern helfen, das Material sortiert zu verstauen.
- Kamerarucksäcke haben viele Staufächer und sind gepolstert.
Kurz: was zu eurem Setup passt, verfügbar und bezahlbar ist. Das gleiche gilt für Zubehör-Taschen.
Da trotzdem oft konkrete Fragen nach den abgebildeten Rucksäcken und Taschen kommen, hier die Liste der gezeigten Modelle:
- Rucksack: Tasmanian Tiger Essential Pack L
- kleine Antennentasche: Tasmanian Tiger Tac Pouch 7
- große Antennentasche: Tasmanian Tiger Tac Pouch 13
- Knie-Tasche zum Loggen: Tasmanian Tiger Pilotpad
Alle Rucksäcke und Taschen können bei den gängigen Online-Shops sowie im stationären Fachhandel bezogen werden und kosten dort in der Regel deutlich unter der UVP.
Hinweis zur Rucksackgröße
Beim Rucksack "Essential Pack" gibt es zwei Größen. Die "kleine" Version ohne L im Namen mit 9 Litern Volumen eignet sich für ein kleines Funkgerät und einen Akku, hat jedoch nur wenig Platz für Zubehör/Antennen. Der Essential Pack L (große Version, 15 Liter Volumen) fasst problemlos einen 12-Ah-Eremit-Akku, ein FT-891, einen Antennen-Analyzer sowie die Tac Pouch 13 als Antennentasche mit EFHW, Erdspieß für die Vertikal-Antenne und diverses Antennenzubehör. Nur die Teleskopantenne und die Absperr-Hütchen müssen außem am Rucksack angebracht werden.
Zubehör
Die folgenden Teile haben sich als sinnvolles Zubehör erwiesen und sollten in keinem Portabelrucksack fehlen:
10 bis 15 Markierungshütchen
Aus dem Sportzubehör, zur Markierung und "Absperrung" der Antenne. Gibt es in verschiedenen Farben. Orange sieht man zu allen Jahreszeiten auf den meisten Untergründen am besten. Lassen sich gut mit einem Band an Molle-Schlaufen eines Rucksacks befestigen und bringen so keinen Dreck in den Rucksack.
Regenschutz
Ein Regenschauer kann uns nicht vom Funken abhalten. Mit einer kleinen, leichten Plane oder Folie schützen wir das Funkgerät. Ein kompakter Regenschirm kann auch eine sehr gute Option sein.
Sitzunterlage
Vor allem in den kalten und nassen Monaten bleibt der Hintern mit einer Sitzunterlage warm und trocken. Verschiedene Modelle in allen Formen und Farben findet man im Internet oder beim örtlichen Outdoor-Ausrüster.
Draußenfunker-Flyer
Oder etwas Ähnliches vom eigenen OV. Man wird regelmäßig von Passanten auf das Hobby angesprochen und hat so etwas zum Erklären griffbereit.
Materialliste und Anleitungen
Eine laminierte Materialliste hilft euch dabei, die Vollständigkeit des Rucksacks zu prüfen. Anleitungen der Hersteller zu den Geräten oder eigene Anleitungen zum Aufbau und dem Betrieb der Station können in Papierform hilfreich sein, sind gleichzeitig aber ein Gewichtsfaktor und überleben vermutlich nicht lange, sobald es einmal regnet. Eine Alternative ist daher, die Unterlagen auf einer Unterseite der eigenen Website zum Download bereit zu stellen und einen QR-Code zur Adresse im Rucksack zu platzieren.
Weitere
- Zweiter Akku als Option für längere Aktivitäten.
- GFK-Angel/Mast zum Aufhängen von Antennen, falls kein Baum in der Nähe ist.
- Kleine Taschenlampe falls es mal etwas später wird beim Abbau.
- Papier und Stift sollte jeder OP selbst haben, ein bisschen Reserve kann nicht schaden.
- UTC-Uhr z. B. eine günstige Casio W-800H-1AVDF, die man auf UTC laufen lässt.
Tipps & Tricks
Abgesetztes Bedienteil
Das Bedienteil des FT-891 lässt sich abgesetzt betreiben und erhöht so den Bedienkomfort. Es besitzt außerdem eine Anschlussmöglichkeit für Kopfhörer.
Manpack-Frame
Aus einem Stück Alu-Blech und der KFZ-Halterung des FT-891 lässt sich eine Halterung bauen, die das Funkgerät und den Akku stabil im Rucksack hält. Das Funkgerät kann so direkt aus dem Rucksack heraus verwendet werden.
Rails
Aus Alu-Blechen lassen sich leicht schützende Seitenteile für das Funkgerät bauen, die vorne und hinten überstehen und so die Bedienknöpfe und Anschlüsse vor Stößen und Beschädigungen schützen. Weiteres Zubehör lässt sich leicht mit Klettstreifen an den Rails befestigen. Bei ebay sind fertige Rails für rund 40 € inkl. Versand verfügbar.
PowerPole-Mod
Inspirationen
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Die folgenden Bilder zeigen verschiedene Portabelausrüstungen der Draußenfunker und dienen hoffentlich der Inspiration für das eigene Equipment.